Wir ziehen mit den Zugvögeln Richtung Süden

So nicht geplant und nicht gewollt, aber nun waren wir schon wieder ein gutes halbes Jahr in Deutschland. Wir standen fast die ganze Zeit an der gleichen Stelle wie bei unserer Ankunft. Zum Glück wurde es von den Anwohnern akzeptiert und wir hatten keine Probleme. Ungefähr alle 14 Tage wurde der Motor angeschmissen und die Fahrt nach Melsungen zur Kläranlage oder nach Grifte zum Stellplatz zum Entsorgen des Schwarzwassers wurde absolviert. Als noch alles geschlossen war bekamen wir echt gute Unterstützung vom Klärwerk in Melsungen. Dort haben wir unsere Situation erklärt und uns wurde sofort Hilfe zugesagt. Super! Danke!

Auf dem Rückweg nahmen wir dann immer bei den Eltern vom männlichen Teil des Teams Frischwasser auf, später erledigten wir das auch am Stellplatz in Grifte. Danach hieß es dann wieder einparken und stehen bleiben. Natürlich kommt man ins träumen und fantasieren, wenn man erst mal wieder grinsend im fahrendem LKW sitzt…, aber dass musste nun eben noch ein wenig warten.

Die Mutter des männlichen Teils des Teams war im April orthopädisch erkrankt und das Ganze zog sich in die Länge. Also blieben wir für unbestimmte Zeit hier in der Gegend. Wir wurden öfters gefragt, warum wir nicht bei den Eltern im Haus wohnen, oder man bedauerte uns, dass wir ja das Haus verkauft haben und nun nicht dorthin zurück können und im LKW leben müssen.

Das ist für uns gar keine Frage!

Klar könnten wir bei unseren Eltern wohnen, doch warum? Wir wollten schließlich auf Reisen auch die nächsten Jahre in Beule leben und wohnen. Da macht es für uns keinen Unterschied, ob das nun im Ausland stattfindet oder hier in Deutschland. Auch nach über einem Jahr Vollzeit in Beule, rund um die Uhr, die ganze Woche lang zusammen, bereuen wir es nicht, diesen Schritt getan zu haben! Für uns steht fest: wir brauchen kein großes Haus…

Unsere Zeit in Deutschland haben wir uns mit anfallenden Arbeiten in den Gärten der Eltern, Fahrrad fahren, unter anderem in Verbindung mit Einkauf, Lesen und kleinen Verschönerungen und Verbesserungen an und in Beule vertrieben. Nach so langer Zeit im LKW, davon jetzt ein gutes halbes Jahr fest an einem Standort, da fallen einem schon Sachen auf, die man noch optimieren könnte. Es ist ein Unterschied, ob man unterwegs ist, ständig neue Sachen und Eindrücke erlebt oder ob man wochenlang an einem Fleckchen steht und einem dann erst die Dinge auffallen, die verbessert werden könnten. So haben wir zum Beispiel an der Spüle einen neuen „Spritzschutz“ angebracht, Stauraum unter der Toilette verkleidet, ein „Schuhaufbewahrungsteil“ gebaut und eine zusätzliche Lampe im Bad angebracht.

Uuuund, wir haben jetzt einen Akku-Handsauger an Bord. Es gibt doch immer wieder Ecken wo der normale Besen an seine Grenzen stößt, gerade wenn ein Hund wie Ole mit an Bord ist…

Außen wurde Beule ein wenig gegen den Rost behandelt. Das viele stehen am Meer macht ihm doch mehr zu schaffen als gewollt, dass kennen wir ja schon vom Plage Blanche /Marokko. Die Aufkleber die wir seit September letzten Jahres haben und eigentlich im warmen Afrika aufbringen wollten, sind nun auch endlich angebracht. Und so verstreichen die Tage doch schon fast wie im Flug.

Zwischendurch haben wir tatsächlich auch mal Urlaub gemacht… Natürlich mit Beule! Wir waren im Juli und im Oktober für je 1 Woche, mit dem Bruder und dessen Familie vom weiblichen Teils des Teams, auf Fehmarn. Und wir haben Freunde in der alten Heimat besucht.

Danke für die schöne Zeit mit euch allen!

Was wir auch wieder neu für uns entdeckt haben, ist das Barfußgehen. Teils wirklich barfuß, zum größten Teil aber mit Barfußschuhen wie zum Beispiel VIBRAM FiveFingers, Tadeevo, Sole Runner, Wildling und Senmotic. So wurde anfangs die morgendliche Hunderunde von ca. 4-5km mit unseren Zehenschuhen absolviert. Mittlerweile versuchen wir gänzlich auf „normale Schuhe“ zu verzichten, da beim weiblichen Teil des Teams schon positive Ergebnisse aufgetreten sind. Die Haltung und Spannung vom Körper ist besser geworden und die vermehrt aufgetretenen Schmerzen (vermutlich vom Ischias) sind weniger geworden, bis fast ganz verschwunden. Natürlich wird man auch oft belächelt, wenn nicht sogar verspottet, wenn man mit den Zehenschuhen unterwegs ist. Es sieht halt schon etwas ungewohnt bis merkwürdig aus. Da hört man schon mal im Supermarkt an der Kasse hinter sich eine kindliche Stimme die fragt: Mama, hat der Mann Schildkrötenfüße? Ok, da muss man durch und drüber stehen, vielleicht ist es ja ein Ninja-Turtle…

Was die Zukunft unserer Reise betraf, planten wir erst mal gar nichts mehr. Das einzige Ziel bzw. Hoffnung bestand darin, den Winter nicht in Deutschland verbringen zu müssen. Im Sommer stand dann mal eine Route von Polen-Ukraine-Moldawien-Rumänien-Bulgarien-Griechenland-Türkei… im Raum. Aber mit fortschreitender Zeit, steigenden Corona-Zahlen und damit erneuten Reisebeschränkungen waren diese Ziele dann wieder vom Tisch.

Der Herbst mit seinen kühlen Tagen kam aber nun unaufhaltsam näher und so haben wir uns entschieden wieder aufzubrechen… Der Winter kommt bestimmt. Gesehen haben wir den Schnee schon, in der Schweiz! Auf unserem Weg nach Italien, welches wir nun die nächsten Wochen erkunden wollen. Ja, trotz Corona! Wer uns kennt weiß, dass wir eher die Einsamkeit und Abgeschiedenheit suchen. Natürlich können und wollen wir nicht jeden Kontakt mit der Bevölkerung vermeiden, allein beim Einkauf ist dies nicht möglich, aber wir halten die Vorschriften ein und passen auf uns auf.

In diesem Sinne wünschen wir euch allen alles Gute und vor allem Gesundheit!

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