Grenzübertritte sind immer ein wenig spannend, stecken voller Überraschungen (positiv wie negativ) und eigentlich gleicht keiner dem anderen… Ganz oft lauern schon „Schleuser“ auf einen, welche bei den Grenzformalitäten behilflich sein wollen. Sie zeigen einem den Weg, übersetzen, machen sich wichtig, und zu guter Letzt wollen sie natürlich Geld. Die wenigsten kann man leicht abwimmeln, die meisten hängen an einem wie eine Klette. Man bekommt Geschichten erzählt und wird teilweise einfach angelogen, damit sie zu ihrem Ziel kommen, dem Geld.
Gern genutzte Sprüche:
„Das ist so kompliziert, das schafft ihr nicht alleine. Ihr müsst hier Geld wechseln, dort braucht ihr Bargeld und es gibt da keine Möglichkeit. Mit meiner Hilfe geht es viel schneller. Kein Problem, ich bin hier fest angestellt…“ usw, usw.
Am Anfang sind wir tatsächlich noch auf die angeblich „offiziellen“ Helfer hereingefallen. Sie tragen Warnwesten mit entsprechender Beschriftung, die sie als solche ausweisen. Doch oft stellt sich schnell heraus, dass sie nicht offiziell sind, maximal geduldet, und dass sie natürlich Geld wollen.
Nach nun 23 Grenzübertritten auf dieser Reise in Afrika haben wir mittlerweile eine gewisse Routine entwickelt. Aussteigen, ignorieren, selbst nach dem Weg schauen. Spätestens hier hat man kaum eine Chance, da sie vor einem lang laufen und dir vorab schon alles zeigen. Zwangsläufig folgst du also doch ihrer „Hilfe“. Doch wenn wir sie noch nicht vorher abgeschüttelt haben, dann tritt jetzt der weibliche Teil des Teams in Erscheinung.
Recht resolut und bestimmt:
We don`t need help! (Wir brauchen keine Hilfe)
We have no money! (Wir haben kein Geld)
We can`t give you money! (Wir können dir kein Geld geben)
Meistens verstehen sie es dann und verschwinden, oder sie verlegen sich aufs Betteln.
Gib mir nur ein bisschen. Ich habe Hunger/Durst. Unterstütz mich doch bitte….
Eigentlich hilft nur, sie wirklich konsequent zu ignorieren und deutlich zu machen, dass es nichts gibt.
Zurück zur Grenze nach Kenia.
Auch hier wartet schon ein „Schleuser“ auf uns… Unsere Prozedur: Alles wie oben beschrieben. Er folgt uns ins Gebäude.
Er ist nicht unsympathisch, lässt aber auch nicht locker.
Wir erledigen die Ausreise aus Uganda problemlos und stellen uns an der Schlange zu Kenia an. Ein großer Bus mit vielen Personen ist gerade angekommen. Entsprechend viel ist los. An den Grenzen ist es oft von Vorteil, eine weiße Hautfarbe zu haben. Obwohl wir es nicht wollen, werden wir meistens bevorzugt behandelt. Der weibliche Teil des Teams ist fertig, Fingerabdrücke gescannt und gestempelt. Beim männlichen Teil des Teams gibt es Probleme. Die Beamtin verweist auf zu wenig Platz im Pass! Ok, hier gilt immer noch das Ostafrika Visa. Sie muss lediglich ihren Eingangsstempel stempeln und fertig, dafür ist noch Platz genug. Sie ruft ihren Vorgesetzten. Wir werden zu den Beamten auf die andere Seite der Glasscheibe gebeten und müssen dort Platz nehmen.
Wir kommen uns ein wenig wie die Gorillas im Zoo vor. Jeder glotzt uns an.
Auch der Vorgesetzte besteht auf den oft vorgeschriebenen drei freien Seiten im Reisepass. Bis jetzt hat das noch nie jemanden interessiert. Aber gut, das ist sein Recht. Der weibliche Teil des Teams beginnt ein wenig zu flunkern… (ja, ein bisschen Geschichten erzählen, ein wenig schwindeln ist in Afrika eigentlich unumgänglich…) „Ruanda, wo das Visa ausgestellt wurde, wollte den vollen Pass nicht gegen den neuen Pass wechseln. Was sollten wir denn machen?“ Wir sitzen ganz entspannt und warten auf die Dinge, die da kommen.
Das wäre uns am Anfang der Reise noch nicht passiert!
Schließlich kann er sich mit seinem ugandischen Kollegen einigen. Dieser stempelt seinen Ausgangsstempel auch in den neuen Pass und somit kann der Kenianer auch seinen Eingangsstempel setzen. Wir werden noch ermahnt, bei der Ausreise den neuen Pass zu nehmen und bei einer eventuellen Wiedereinreise unbedingt auch nur diesen zu verwenden. Geht klar!
Wir verlassen das Gebäude und schon klebt der Schleuser wieder an uns dran. Im nächsten Haus müssen noch die Formalitäten für Beule erledigt werden. Wir werden unseren „Schatten“ diesmal nicht los!
Ich nehme Blickkontakt mit der Dame an der Gepäckdurchleuchtung auf, sie versteht meine Bedrängnis und schüttelt leicht den Kopf.
Die Beamtin hinter der dicken Glasscheibe ist sehr freundlich und hilfsbereit. Wir fragen sie, ob der Mann offiziell zu ihnen gehört. Nein! Gebt ihm auf keinen Fall Geld!
Ein zweiter Mann steht die ganze Zeit neben uns am Schalter. Die Dame am Schalter und er kennen sich. Wir müssen das Gebäude nochmals verlassen, um andere Formalitäten zu erledigen. Sie stellt uns diesen Mann zur Seite. Er hält uns den anderen fern und begleitet uns. Zurück am Schalter müssen wir die üblichen Gelder für Straßen- und Kraftstoffsteuer zahlen. Es ist Sonntag, die Bank hat geschlossen. Bezahlung geht nur über „Mobile Money“. Geld, welches auf das Handy geladen wird und womit dann vieles gezahlt werden kann. Die Dame verweist uns wieder an den gleichen Mann. Wir sind etwas misstrauisch, aber was bleibt uns schon anderes übrig?
Er versichert uns, dass alles korrekt abläuft, fordert aber von uns dann einen geringfügig höheren Betrag als nötig, für seine Unkosten. Die Beamtin bestätigt dies, wir machen zu unserer Sicherheit Bilder von den Zahlungsbestätigungen auf seinem Handy.
Alles ist erledigt, wir werden sehr freundlich verabschiedet, ihr dürft nun die Grenze verlassen.
In Begleitung des Mannes gehen wir wieder zurück zum Lkw, steigen ein und dann kommt sie doch noch, die Frage nach dem Geld! „Wir haben euch so schön geholfen und waren so freundlich. Habt ihr nicht eine Kleinigkeit für die nette Lady drinnen und für mich?“ Schade, es wäre so schön gewesen. Jetzt hat die Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit wieder einen bitteren Beigeschmack bekommen.
Wir verlassen die Grenze, ohne Geld zu geben, und schauen uns nach einer Sim Karte um. Doch es ist Sonntag und es sind tatsächlich die Geschäfte geschlossen. Hier im Grenzort bis morgen zu verweilen ist keine Option für uns. Also fahren wir ein Stück weiter und übernachten an einem kleinen Fluss. Die Einheimischen sind interessiert, aber lassen uns in Ruhe.
Am nächsten Tag beginnt die Jagd nach der Telefonkarte. Im ersten Shop bekommen wir mitgeteilt, dass sie für Ausländer keine Karten mehr ausstellen können. Wir werden in einen anderen Ort geschickt, zum Glück liegt der wenigstens auf unserem Weg.
Im 2. Shop erfahren wir das Gleiche. Sie haben das Gerät nicht, um internationale Kunden zu bedienen. Ärgerlich, aber sie verweisen uns auf eine andere Adresse im gleichen Ort. Wir lassen den Lkw stehen und gehen zu Fuß. Es ist nicht so weit, aber auch nicht gleich um die Ecke. Es ist sehr warm und geht bergauf… Endlich angekommen, bekommt die arme Dame in ihrem Mini-Lädchen unseren Frust zu spüren, da auch sie nicht über die Möglichkeit verfügt uns eine Sim Karte auszuhändigen. Sichtlich bemüht versichert sie uns, dass wir im Hauptgeschäft auf jeden Fall Erfolg haben werden. Sie organisiert ein Motorradtaxi für uns und zu dritt machen wir uns für 0,50€ auf den Weg.
Hauptgeschäft! Erfolg gehabt! Danke!
Der Weg von hier zurück zu Beule ist nicht weit und so gehen wir zu Fuß.
Wir kaufen noch schnell etwas ein und haben ab jetzt einen neuen Mitfahrer an Bord.
Twiga (ist Swahili und bedeutet Giraffe) darf nun mit uns auf Reisen gehen.
Zur Zeit ist Zuckerrohrernte, da kann man keine Rücksicht auf Überbreite nehmen.
Hier wird wirklich alles auf zwei Rädern transportiert…
Auch hier zeigt sich der Regen der letzten Tage.
Wir fahren immer weiter bergauf und erreichen eine Höhe von 2700m ü.n.N.
Eigentlich wollten wir von hier einen Blick auf den großen Grabenbruch werfen. Ein Rift Valley (Grabenbruch) ist eine lange Dehnungszone die entsteht, wenn die Kontinentalplatte auseinanderbricht und sich die zwei Erdplatten voneinander weg bewegen.
Doch wir bekommen außer Wolken nichts zu sehen.
An einem Straßenstand erklärt man uns, dass es zu dieser Jahreszeit immer wolkig ist und kalt!
Eigentlich hätte die Sicht so aussehen sollen…
Aber hübsche Autos fahren sie hier.
Wir fahren weiter, kommen in eine Gegend, wo Schaffelle am Straßenrand verkauft werden, und so bekommt der männliche Teil des Teams eine neue „Anneliese“… und wir können uns Obstsorten anschauen, die wir zuvor weder gesehen noch davon gehört haben.
Im linken Bild, die längliche Frucht: Banana Passionfruit
Mittlerweile haben wir auch die preisliche Situation für die Nationalparks in Kenia und im Grenzbereich zu Tansania recherchiert und sind entsetzt.
Der weibliche Teil des Teams wollte so gerne in den Massai Mara NP, über die Grenze durch den Serengeti NP und in den Ngorongoro Krater fahren. Doch Eintrittsgelder von 650€ für 2 Personen und Lkw pro Tag und ohne Camping sind dann doch unverschämt!
Die Enttäuschung ist riesig!
Manch einer mag uns jetzt vielleicht für geizig halten oder sagen „ihr seid doch extra dort hin gereist, um die Tiere und die Länder zu sehen“. Das stimmt! Aber wir haben für uns einfach entschieden, dass es das Geld nicht wert ist. Es gibt hier überall schöne Landschaften zu entdecken und die Tiere können wir auch an anderen Orten bestaunen.
Somit haben wir uns gar nicht weiter mit Kenia beschäftigt und treten unsere Reise wieder Richtung Süden an.
Auf der weiteren Fahrt ein leider oft gesehenes Bild in Afrika.
Oben stehen die Verkaufsstände, der Müll wird einfach nach hinten geworfen und landet auf dem Gehweg darunter!
Aus den Augen, aus dem Sinn…
Wir durchqueren Nairobi auf dem kostenpflichtigen Expressway.
Hochhäuser bauen können sie…
Pauschalreisende sind hier willkommenere Gäste. Sie wohnen in den dafür vorgesehenen Unterkünften, mieten Autos mit Fahrer oder eben gleich eine ganze Safari, wo man sich um nichts mehr selbst kümmern muss! Selbstfahrer, noch dazu in Lkws, sind nicht die Zielgruppe…
Die letzten Tage/ Wochen waren anstrengend und so sind wir auf der Suche nach einem ruhigen Platz, wo wir für ein paar Tage stehen können.
Schließlich landen wir für 3 Nächte am Maruba Dam.
Nachdem uns das Navi auf abenteuerliche Wege geführt hat und wir letztendlich vor einem kleinen Bach, der aber tief eingespült war, kapitulieren mussten…
Der männliche Teil des Teams kontrolliert unser Radlagerspiel
und stellt fest, dass wir wahrscheinlich ein Neues benötigen.
Der weibliche Teil macht lieber noch ein paar Bilder und will sich mit den Konsequenzen erstmal nicht auseinander setzen…
Wir kaufen ein letztes Mal in Kenia ein,
bevor es zur Grenze zurück nach Tansania geht…