Das Grenzprozedere ist relativ schnell erledigt und dann geht es auch schon weiter. Die ersten ca 40 km in Guinea nach Koundara sind dann auch Piste und ganz nach unserem Geschmack.
Teilweise ist der Weg ziemlich ausgewaschen und so kommen wir nicht schnell voran, also genießen wir die Natur.
Unser nächstes Ziel ist Labé.
Dort steht ein deutsches Paar, Yvonne und Martin, schon seit einiger Zeit in einer Werkstatt und es geht bei ihnen irgendwie nicht voran. Persönlich kennen wir die Zwei noch nicht, aber wir haben immer mal wieder WhatsApp Kontakt seit Deutschland.
Unterwegs treffen wir auf ein österreichisches Paar mit ihrem Lkw, auch auf dem Weg nach Südafrika. Telefonnummern werden ausgetauscht, schließlich überlegt man schon jetzt, ob man jemanden findet, der mit einem durch Nigeria und Kamerun fährt.
Und immer wieder kommen uns Tanklastzüge entgegen. Teilweise zwischen 8 und 10 Stück und mit bewaffneter Eskorte vorne und hinten.
Das ist eigentlich nur deshalb erwähnenswert, da vor über einer Woche, bevor wir eingereist sind , in Conakry das Treibstofflager in die Luft geflogen ist und nun eine Treibstoffknappheit im ganzen Land herrscht. Zum Glück hat der männliche Teil des Teams im Sommer darauf bestanden einen dritten Dieseltank zu montieren. Mit unseren nun nutzbaren 510 Litern sollten wir ohne tanken zu müssen durch Guinea durch kommen!
Wir beobachten Autos mit ihrer zum Teil hoch gestapelten Fracht und die dazu auch noch gleich eine „Mitfahrgelegenheit“ bieten. Bei 70km/h echt krass anzuschauen.
Leider sind Unfälle da auch vorprogrammiert…
Einige Tiere tragen hier ein „Dreieck“ um den Hals… Wir haben nicht rausbekommen, warum das so ist. Wir denken, dass sie damit vielleicht von bestimmten Bereichen fern gehalten werden sollen, da sie ja nicht mehr überall durch passen.
Die schöne Teerstraße endet mal wieder, und wenn der Gegenverkehr kommt steht man erstmal im „Dunkeln“…
Wir fahren auf Erdstraße in die Dämmerung hinein. Es geht bergauf und wir haben schöne Ausblicke. Oben angekommen können wir in der Dunkelheit auf dem anderen Berg Feuer entdecken.
Obwohl es eine Erdstraße ist, lässt sie sich gut befahren. Besser als in Guinea Bissau, wo man Teerstraße mit ständigen Schlaglöchern hat, die umfahren werden müssen.
Bei einem kurzen Stopp können wir schöne grüne Vögel in der Wand beobachten.
Wir erreichen Labé und fahren direkt zu der Werkstatt.
Die Stimmung hier ist angespannt, als erstes ist unsere mentale Unterstützung gefordert. Hier ist wohl schon so Einiges ziemlich schief gelaufen. Angeblich soll die elektrische Einspritzpumpe defekt sein. Es wurde eine Andere besorgt, ich schreibe bewusst nicht Neue, da es hier anscheinend keine Neuteile gibt, doch auch Diese soll defekt gewesen sein. Zwei unterschiedliche, mechanische Pumpen wurden eingebaut. Andere Teile wurden bei diesen Unternehmungen kaputt gemacht oder wieder falsch eingesetzt.
Der männliche Teil des Teams überlegt, ob wir hier nicht unser kaputtes Gelenk der Lenkschubstange austauschen lassen. Doch nachdem ein Mechaniker aus einer anderen Werkstatt hinzugezogen wurde und man das Teil erst mit Gewalt ausbauen will, damit man dann damit auf die Suche nach Ersatz gehen kann, ist die Sache für ihn erledigt. Denn was passiert, wenn sie das Gelenk beim Ausbau kaputt machen und es keinen Ersatz gibt, oder wenn sie beim Ausbau das Lenkgetriebe beschädigen? Nein Danke.
Auf der Suche nach einem Ersatzteil für den Ford ist der männliche Teil des Teams dann auch mit dem Chef auf dem Moto unterwegs.
Es wird immer noch am Ford experimentiert… Doch man kommt zu keinem Ergebnis. Ein Elektronikspezialist wird hinzugezogen und durch „Handauflegen“ stellt er fest, dass wahrscheinlich der Kurbelwellensensor kaputt ist, und wenn nicht, dann ist zu 100% das Motorsteuergerät Schuld. Ahhh ja! Ist ja nicht so, dass sich der männliche Teil des Teams die letzten Jahre seine Brötchen damit verdient hätte…
Ein großes Problem besteht in der Sprachbarriere. Einzig der Chef spricht englisch, ansonsten sprechen alle französisch. Da ist es schon hilfreich, dass auf einmal ein schweizer Landrover auf den Hof fährt und Familie Meyer aussteigt. Man kennt sich bereits, wir werden vorgestellt und sind uns gleich sympathisch. Sie unterstützen mental, sprachlich und zwischenmenschlich. Es wird zusammen gekocht und gelacht, obwohl sich die Situation mit dem Ford Transit immer weiter zuspitzt.
Am letzten Abend der Familie Meyer hier in Labé, am Abend vor Silvester, stirbt die Frau vom Chef. Es ist ein Schock, wir sind wie gelähmt, die unterschiedlichsten Emotionen kommen bei 8 Personen hoch.
Trotz Allem wollen wir Silvester nicht ganz unter den Tisch fallen lassen. Hier in Guinea hat der 31.12. keine Bedeutung. Das Land ist zum größten Teil muslimisch. Wir wollen am Abend grillen und dafür muss noch eingekauft werden. Also fährt der weibliche Teil des Teams das erste Mal auf einem „Moto“ bei einer fremden Person mit…
Alpha ist einer der Mechaniker, zusammen mit Yaya, die sich um das Auto von Yvonne und Martin kümmern.
Mit ihm zusammen geht es auf den Markt. Es ist auch für ihn kein leichtes Vorhaben, mit einer Weißen im Schlepptau, gute Preise zu bekommen. Er weiß was wir brauchen, er führt die Verhandlungen, aber man merkt ihm an, dass er zunehmend verzweifelter wird, weil er nicht die „normalen“ Preise bekommt.
Während auf der Hinfahrt noch zum Teil die Augen zugedrückt werden, in der Hoffnung heil anzukommen, kann die Rückfahrt schon eher genossen werden. Allerdings muss Alpha ein paar Mal sein Shirt wieder vom Hals wegziehen, weil sich der weibliche Teil des Teams doch ziemlich festkrallt…
Am Abend wird also gegrillt und Karten gespielt, so beginnt das neue Jahr für uns…
Durch den, für uns, plötzlichen Tod der Frau von Mamadou dem Chef, verschärft sich die Situation in der Werkstatt. Er ist für eine Woche in Trauer und persönlich nicht verfügbar. Verständlich, doch für Yvonne und Martin, deren Reise auf dem Spiel steht, eine unerträgliche Situation.
Wir waren knappe 2 Wochen in der Werkstatt. Wir haben uns mit Alpha und Yaya angefreundet und viel erlebt. Für uns war die Zeit interessant und spannend. Es ging aber auch nicht um unser Fahrzeug! Morgens haben wir in der benachbarten „Bäckerei“ Baguette gekauft, abends durften wir mal einen Blick in die Produktion werfen…
Beim anderen Nachbarn durften wir aus dem Brunnen Wasser holen. Das bedeutet mit einem Eimer das Wasser nach oben ziehen, in Kanister umfüllen und zum Lkw tragen, ca 50m. Bei 300L Wasser sind das schon einige Meter die man zurück legen muss. Zum Glück hat der männliche Teil des Teams eine Lösung für das Problem mit dem Befüllen der Wassertanks ohne Schlauchanschluß gefunden. Wir hatten noch zwei kleine Pumpen als Ersatz dabei und diese werden nun an die Makita Akkus geklemmt und so können wir aus unserem Eimer, der auf der Treppe steht, mit einem Schlauch in die Tanks pumpen…
Wir bekommen Besuch
und der weibliche Teil des Teams versucht sich im „tragen auf dem Kopf“
und bekommt von Alpha den Titel „Mama Africa“ ausgesprochen…
Und dann bekommen wir von Alpha ein Geschenk…
Er holt einen relativ großen Karton hervor und macht ihn vorsichtig auf. Zum Vorschein kommt ein Waran…, für uns zum Essen gedacht!
Wir sind sprachlos und mit der Situation völlig überfordert. Jetzt gilt es, wie so oft hier in der Werkstatt, diplomatisch vor zu gehen, damit man keinen in seiner Ehre verletzt. Der Handy-Übersetzer läuft mal wieder heiß…
Wir können uns verständlich machen, dass wir den Waran nicht essen können und wollen, ein Freilassen steht nicht zur Wahl. Wir schlagen vor, dass er ihn für sich zum Essen nehmen soll, doch dabei stellt sich heraus, dass er auch noch nie Waran gegessen hat.
Schließlich bekommt er eine längere Leine und wird hinter dem Gebäude festgebunden. Kein schöner Ort, aber er lebt noch… Noch am gleichen Tag hat der Waran einen Namen, er heißt jetzt Karl. Als Alpha das mitbekommt gibt er uns zu verstehen, dass er sich um ihn kümmert und er jetzt in der Werkstatt leben wird.
Wir unternehmen Freitag Abends einen Ausflug mit unseren zwei Mechanikern… Es soll zu sechst auf 3 Motos zum Ziel gehen. Vorab müssen noch 2 Motos angeheuert werden. Die 4 Weißen werden an einem Lädchen am Straßenrand „versteckt“, während Alpha und Yaya Motos anhalten und über die Fahrtkosten verhandeln. Würden uns die Fahrer gleich sehen, wäre der Preis wieder um ein vielfaches höher. So wird erst verhandelt und dann „TATA“ kommen die Weißen um die Ecke… Zu dritt auf einer Moto geht es dann los. Es stellt sich heraus, dass unser Ziel eine regionale Firmenmesse ist. Als wir ankommen ist noch nicht viel los. Wir schlendern über den Platz, essen etwas und sind doch schon recht bald müde… Die richtige Party fängt wohl erst viel später an. Als wir uns wieder auf den Heimweg machen, die zwei Jungs lassen wir da, treffen immer mehr Menschen ein.
Die Fronten zwischen Mamadou und Yvonne mit Martin sind mittlerweile so verhärtet, dass zwischenzeitlich die Ausfahrt blockiert wird
und der Chef eine Weiterarbeit am Fahrzeug ablehnt, also nehmen die zwei Männer die Sache selbst in die Hand.
Nachdem der Ford mit den zwei unterschiedlichen, mechanischen Einspritzpumpen nur weiß gequalmt und keine Leistung hatte, kam beim männlichen Teil des Teams der Gedanke auf, dass es sich um den falschen Einspritzzeitpunkt handelt. Zu erst wurde die Grundeinstellung des Motors mit einfachsten Mitteln eingestellt (ein Draht durch die Glühkerzenbohrung) und dann die Einspritzpumpe justiert. Danach lief „Fobi“ der Ford Transit wieder zufriedenstellend.
Es laufen noch ein paar unschöne Dinge ab, die wir hier nicht alle aufzählen wollen… Für uns war es letztendlich keine vergeudete Zeit hier in der Werkstatt.
Zum Schluss werden noch viele Bilder gemacht, jeder möchte ein ausgedrucktes Foto mit uns.
Noch ein paar Werkstatteindrücke…
Dichtungen, bzw hier eine Lösung zum Verschließen der Abgasrückführung, werden von Hand gemacht…
Auch Gummipuffer für Radaufhängungen werden selbst hergestellt.
Der undichte Wellenstummel wird mit einem Stück Spraydose verschlossen.
Reifen: ohne Kommentar!
Und beim großen Abschied fließen jede Menge Tränen beim weiblichen Teil des Teams und auch Alpha und Yaya haben Tränen in den Augen…