Da wir für den Augenblick die gleichen Ziele haben, beschließen wir zusammen weiter zu fahren. So können wir auch zur Stelle sein, sollte mit dem Motor nochmal etwas sein.
Wir brechen am Sonntag Vormittag auf und kommen an langen Schlangen vor den Tankstellen vorbei. Die Situation mit der Treibstoffknappheit hat sich noch nicht entspannt…
Unterwegs treffen wir dann auf zwei Marokkaner auf dem Weg zum Fußball Africa Cup in der Elfenbeinküste. Zu Anfang waren sie mit Fahrrädern unterwegs. In Labé haben sie diese dann verkauft und sich Rucksäcke dafür besorgt. Im Auto Stopp ist man einfach schneller unterwegs…
Der erste gemeinsame Fahrtag ist ohne Probleme geschafft und am nächsten Morgen kommen viele, kleine Besucher vorbei. Sie haben ein lustiges Spielzeug dabei, was für uns gar nicht so einfach zu handhaben ist. Die Schule ist ganz in der Nähe und so laufen sie neben uns her als wir aufbrechen.
Da wir mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten fahren, fahren Yvonne und Martin schon mal voraus. Unser Ziel ist ein Wasserfall in der Nähe von Kindia. Doch unterwegs bekommen wir eine Nachricht, dass sie ein Problem haben. Als wir zu ihnen aufschließen stellt sich heraus, dass sich die Bremsbeläge von den Halterungen gelöst und sich dann verkeilt haben.
Die Mädels bleiben bei Fobi, während die Männer mit Beule zurück zum nächst größeren Ort fahren.
Da wieder mal keine neuen Ersatzteile zu bekommen sind, nietet der Schmied vor Ort die alten Beläge an den Halterungen professionell fest. Vor der Werkstatt liegen zahlreiche Lkw Bremsbeläge, somit macht er das wohl nicht zum ersten Mal.
Das Stromaggregat wird angeschlossen, während gleich nebenan gekocht wird.
Alles wieder montiert, schaffen wir es aber nicht mehr bis zum heutigen Ziel.
Das Positive an dieser ganzen Geschichte:
Wir waren zu zwei unterschiedlichen Wasserfällen unterwegs… Hätten die Zwei die Panne nicht gehabt, hätten wir uns an diesem Tag wohl nicht wieder getroffen, da das Internet nicht überall verfügbar ist und somit keine Nachrichten über WhatsApp versendet werden konnten!
Wir legen eine Übernachtung auf einer von der Straße ca 3km entfernten Wiese ein. Trotzdem bekommen wir auch am nächsten Morgen wieder Besuch… Der männliche Teil des Teams spielt eine Runde Frisbee mit den Jungs
und dann geht es weiter zum Wasserfall.
Wir sind beeindruckt von dem Durchmesser des Bambus der hier wächst
und auch der Wasserfall ist hübsch anzuschauen.
Leider ist der Platz nicht für eine Übernachtung geeignet, also fahren wir weiter
und erreichen die Vororte von Conakry gegen 17:30 Uhr. Die Straßen sind voll, es herrscht Chaos, wie immer in den großen Städten.
Es ist bereits dunkel als wir endlich an dem ersten Hotel ankommen, wo man Reisenden erlaubt im Hof zu kampieren.
Der Weg hierher war nicht einfach. So hat sich zum Beispiel der weibliche Teil des Teams im Dunkeln auf die Kreuzung einer vierspurigen Straße gestellt, den kompletten Verkehr angehalten, damit Beule auf der Straße drehen konnte… Tat einer Verzweifelten!
Leider sollen wir für die Übernachtung im Hof umgerechnet 80€ zahlen… Wir bleiben stehen und versuchen unser Glück zu Fuß beim Hotel um die Ecke. Doch hier kostet die Übernachtung im eigenen Fahrzeug, nach Preissenkung, 140€, allerdings mit Frühstück und Poolbenutzung…
Auf dem Rückweg zu Yvonne und Martin kommen wir an einem offiziellen Gebäude vorbei und fragen dort um Hilfe. Die Stimmung ist schon ziemlich am Nullpunkt angelangt. Es wird uns erlaubt vor den Toren zu parken und die Wachleute werden angewiesen auf uns auf zu passen.
Mit den Fahrzeugen endlich angekommen, überrascht uns Martin mit einem Softeis, welches er die Straße runter entdeckt hat und dann gehen wir Pizza essen…
Früh am nächsten Morgen klopft es bei uns am Fahrzeug, wir müssen den Platz frei machen, weil gleich die Busse mit den Mitarbeitern ankommen. Das hätte man uns ja auch am Abend vorher schon mal sagen können… Also starten wir und fahren auf die nächst größere Straße. Hier gibt es Parkplatzstreifen am Rand und wir können erstmal frühstücken.
Unser Ziel für heute ist es, alle Dokumente für unser Nigeria Visa zusammen zu stellen (unter Anderem eine Aufstellung unserer Reiseroute bis hier her und der kommenden Strecke, einschließlich Karte mit eingezeichneter Route…) und einen neuen Platz für die Nacht zu finden. Team Fobi hat als Tagesziel ihren Dieseltank aufzufüllen!
Das erweist sich als schwierig. An den Tankstellen gibt es immer noch lange Schlangen, teilweise warten die Leute Stunden und übernachten sogar im Auto. Die Situation ist angespannt. Wir bekommen das auf unserem Weg zur nigerianischen Botschaft zu spüren. Straßenschilder haben keine Bedeutung mehr. Man fährt entgegengesetzt in Einbahnstraßen oder sogar in komplett gesperrte Straßen rein. Das übliche Verkehrschaos wird durch die vielen anstehenden Fahrzeuge vor den Tankstellen zur reinsten Katastrophe. Schließlich läuft sogar ein Mann in Uniform vor uns her, um uns auf die „richtige“ Straße zu leiten…
Der Platz auf dem wir den Tag verbringen eignet sich nicht für die Nacht. Viele Lkws stehen und fahren hier, es ist laut und ein wenig dubios. Neben uns wird ein Lkw mit Diesel aus Kanistern betankt, wahrscheinlich vom Schwarzmarkt…
Der weibliche Teil des Teams ist total gestresst von der Großstadt und der ganzen Situation. Teilweise besteht bei ihr die Angst, dass die Tanks aufgebrochen und der Diesel gestohlen wird… Es gab allerdings zu keinem Zeitpunkt auch nur den geringsten Verdacht dazu, man kann sich halt auch in Sachen rein steigern. Am Abend treffen wir uns dann wieder am alten Übernachtungsplatz, wir müssen am nächsten Tag nochmals zur Botschaft, aber Team Fobi hat einen vollen Dieseltank!
Für den nächsten Morgen wissen wir nun Bescheid, die Wecker sind gestellt und trotzdem wird schon früher an die Tür geklopft. Wir sollen los fahren, obwohl die vereinbarte Zeit noch nicht erreicht ist und mit der Bezahlung, auch in der doppelten Höhe als die Nacht davor, ist man nicht mehr zufrieden. Für den weiblichen Teil des Teams die nächste Katastrophe… Denn hier werden wir wohl nicht noch einmal übernachten.
In den Nächten kühlt es sich nicht ab. Es sind 27°C bei hoher Luftfeuchtigkeit und wir können außer den Dachluken und den kleinen Fenstern nichts offen lassen zum Lüften, das schlaucht…
Wir fahren nochmals zur Botschaft von Nigeria, geben unsere Unterlagen ab, müssen noch eine Hotelbuchung hinzufügen, bezahlen den doppelten Preis für ein Express Visa, müssen dafür Euro umtauschen, bei einem Geldtauscher der extra für uns kommen muss, da die Bank schon wieder geschlossen hat und der uns auch noch bescheißen will… Aber wir können Morgen unser Visa abholen!
Zur Feier des Tages wollen wir in einem Supermarkt einkaufen gehen… Doch die Preise stellen alles bisher dagewesene in den Schatten.
Die Nacht verbringen wir diesmal einfach auf der Straße mit dem Parkstreifen. Gegenüber ist eine Apotheke, wo der Sicherheitsmann die ganze Nacht vor der Türe verbringt… es gaukelt ein wenig Sicherheit vor.
Am Abend wird dann auf einmal die Straße mit Müllcontainer und Reifen abgesperrt und kleine Fußballtore aufgestellt. Ein Fußballspiel entsteht, aber nicht mit Kindern, nein mit erwachsenen Männern. Es gibt richtige Trikots und nur zum Spaß wird auch nicht gespielt…
Die Autos, welche die Straße benutzen wollen, fahren einfach auf der Gegenspur weiter. Hier nimmt man Verkehrsregeln eben nicht so ernst!
Da ihr Fußball ein gewöhnlicher Gummiball ist, holen wir unseren Handball aus Leder, den wir in Griechenland am Strand gefunden haben, raus. Nun wird abwechselnd gespielt und nach Spielschluss ist er dann auch zusammen mit den Spielern verschwunden…
Wir sitzen noch nach dem Spiel so draußen, als der weibliche Teil des Teams beobachtet wie eine Anwohnerin mit Kanistern Wasser holt. Kurz entschlossen geht sie mit und hilft Wasser zu schleppen. Wir unterhalten uns mit Hilfe der Übersetzungs-App und werden zu einer Straßenparty eingeladen. Der Anlass ist eine Hochzeit die am Samstag stattfinden wird.
Die Musik ist ohrenbetäubend laut, die Stimmung ausgelassen bis verrückt. Die Tänze sind wild und zum Teil wird sich auf dem Boden gewälzt. Gefühlt will jeder mit den Weißen tanzen und so wird gedrängelt und geschubst… Doch die nette Frau, deren Namen ich leider nicht kenne, hat mit ihrer Tochter gut auf uns aufgepasst, uns vor zu viel Bedrängnis bewahrt und immer darauf geachtet, dass wir Pausen einlegen… Es war einmalig schön das zu erleben und auf einmal ist Conakry gar nicht mehr so schlimm wie am Anfang!
Am Freitag Vormittag geben wir unsere zweiten Pässe bei der Botschaft der Elfenbeinküste ab, da die ersten Pässe ja noch in der nigerianischen Botschaft sind. Man hört und liest immer, dass es kein Problem ist die Pässe unterwegs zu wechseln…
Und nachdem der weibliche Teil des Teams vollen Einsatz bei dem zuständigen Beamten zeigt, einschließlich flehen und betteln mit betenden Händen (hat nur noch gefehlt, dass sie auf die Knie gefallen wäre) dürfen wir unsere Visa noch am selben Tag abholen.
Mit beiden Visas in den Pässen gehen wir abends noch mal essen,
verbringen die Nacht nochmals auf „unserer“ Straße und verabschieden uns von der netten Anwohnerin, um Conakry hinter uns zu lassen.
Auf den Straßen hier bekommt man schon Einiges zu sehen…
Wir übernachten in der Nähe eines kleinen Buschfeuers
und geraten in eine „Polizeikontrolle“. Der männliche Teil des Teams war nicht angeschnallt, nicht dass man das hier sein muss, aber Grund genug uns anzuhalten und dann ist er auch noch barfuß gefahren… Wir sollten sofort aggressiv eingeschüchtert werden. 500.000 Guinea Franc (ca 54,- Euro) sollen wir zahlen. Der „Polizist“ hat unsere Kopie von Führerschein und Fahrzeugschein. Wir steigen aus und fragen ob sie überhaupt echt sind…
Er zeigt uns einen Ausweis und auch das Quittungsbuch sieht echt aus. Er will die Autoversicherung sehen. Wir holen die Police und unseren Geldbeutel aus dem Fahrzeug. Es wird diskutiert, der Ton ist aggressiv, wir sollen zahlen. Der weibliche Teil des Teams zieht dem Typ unseren Versicherungsschein aus der Hand, zeigt auf unsere Dokumentenmappe und steckt ihn ein. Das einzige Original wieder in unserem Besitz, den Rest kann er von uns aus auch behalten, dass machen wir in einer halben Stunde wieder neu…
Wir machen unser Portemonnaie auf und zählen ihm 80.000 GF ab (ca 8,50€), dann haben wir nur noch kleine Scheine. Der Kollege will alles haben, wir machen das internationale Zeichen für Essen (das haben wir bereits auf unserer Reise gelernt. Alle Finger und den Daumen einer Hand an den Spitzen zusammen legen und mehrmals zum Mund führen…). Es wird sofort genickt, wir bekommen unsere Papiere wieder und dürfen fahren.
Im Nachhinein denken wir, es war maximal eine gemischte Gruppe aus echten und unechten Polizisten. Die Uniformen waren in keinem guten Zustand, sie hatten Warnwesten an (hatte bis jetzt noch kein Offizieller an) und sie waren sofort aggressiv.
Naja, Lehrgeld gezahlt und daraus gelernt. Wir fahren nun angeschnallt und mit Schuhen in Reichweite… Seit dieser Aktion hat nun auch der Beifahrer eine „hochqualifizierte, Beule-zertifizierte Dreipunktgurt- Attrappe…
Am Abend, an unserem Übernachtungsplatz, stellt dann der männliche Teil des Teams fest, dass unsere Quertraverse vom Rahmen (die hintere Befestigung unserer Federpakete) zu 90% abgerissen ist. Wir können damit weiter fahren, aber optimal ist was anderes…
Fest steht: Es muss eher früher als später repariert werden!
Am Morgen finden wir dann eine Stabheuschrecke in Beule, wie cool ist das denn…
Die Fahrt geht weiter…
Auf unserem Weg zur Grenze fahren wir durch einen Nationalpark
sehen aber keine der abgebildeten Tiere…
Wir fahren an Palmplantagen vorbei und immer wieder sehen wir Blechfässer auf Feuerstätten. Das will erkundet werden und so steigt der weibliche Teil des Teams aus, um das mal unter die Lupe zu nehmen.
Hier wird Palmöl hergestellt.
Unsere Vermutung:
Die Früchte der Palme werden aufgekocht, dann erscheint die rote Frucht im Inneren,
diese wird dann gemahlen,
der Brei der dabei entsteht läuft durch ein Rohr in ein Auffangbecken, hier setzt sich das Öl oben ab und kann abgeschöpft werden.
Der Rest kann später durch eine tiefer gelegene Öffnung ablaufen. In Flaschen abgefüllt kann man es dann wieder am Straßenrand kaufen.
Zum Übernachten sind Palmplantagen auch recht schön…
Wir kommen der Grenze immer Näher.
Zuletzt merkt man es nicht nur daran, dass die Teerstraße wieder zum Feldweg wird…
Am ersten Posten wird unser Carnet de Passage gestempelt, am zweiten Posten werden unsere alten Pässe ausgestempelt. Ob der Fernseher nur zu Zeiten des Afrika Cups hier steht?
Zumindest die vielen Steckdosen zum Handy laden werden hier immer ihren Platz haben…
Wenige Kilometer weiter kommt der dritte und letzte Posten in Sicht. Ob die tote Ziege auf dem Brunnen eine Bedeutung hat oder warum räumt die keiner weg? Sie liegt ja augenscheinlich nicht erst seit gestern hier…
Beim Polizeiposten wird im Buch unsere Ausreise festgehalten, und wenn abends Guinea ein Fußballspiel im Africa Cup hat, dann darf der Beamte schon mal mit der Nationalflagge Superman spielen…