Zurück in Deutschland!

So schnell ändern sich die Situationen…

Gestern laden wir noch den letzten Bericht hoch, in dem wir von unserer kleinen, schönen Wiese berichten und heute treffen wir nun eine endgültige Entscheidung: Aufbruch nach Deutschland in den kommenden Tagen. Wir haben echt jeden Tag aufs neue überlegt. Einmal sprach alles dafür zu bleiben und einmal alles dafür zu fahren… ein ständiges Gezerre an den Nerven. Nichts fühlte sich richtig an. Zu fahren nicht, zu bleiben aber auch nicht.

Und dann die Umstände. Campingplätze, Stellplätze und Versorgungsstationen werden spätestens morgen komplett geschlossen. Keine Möglichkeit mehr zu entsorgen oder Frischwasser aufzunehmen. Wild campen ist sowieso verboten. Private Personen dürfen auch keine Reisenden aufnehmen, ist alles unter Strafe verboten. Natürlich gibt es immer Ausnahmen die es trotzdem machen… klar, haben wir auch überlegt uns was zu suchen. Aber der Urton ist: Ausländer sollen raus, die Betten in den Krankenhäusern werden für die Einheimischen gebraucht. Der Ton gegenüber Womo-Fahrern wurde zunehmend rauer. Abgesehen davon, dass Portugal sowieso schon ein Problem mit den ganzen Wohnmobilen hat… Klar wir hätten mit einigen Umständen Wasser von privat bekommen können, die Vorräte hätten noch 3 Wochen gereicht, aber was kommt dann? Wie lange geht das Ganze noch? Fragen die im Moment keiner beantworten kann. Mit Beule hätten wir nicht einkaufen fahren können, da wären wir gleich aufgeflogen. Unsere Kontakte lassen selbst einkaufen, da sie auch schon älter sind… Der Dorfladen schaut Fremde auch schräg an, schließlich haben die Auswärtigen alle Covid-19… Wir kamen uns vor wie Schwerverbrecher auf der Flucht, ok illegal und verboten war es ja auch.

Naja und unsere Eltern sind nun auch nicht mehr die Jüngsten und was ist, wenn sie den Virus bekommen? Kommt man dann noch über die Grenzen, reicht die Zeit noch? Lange Rede kurzer Sinn: das alles hat uns dann dazu gebracht, vorerst einen Schlussstrich zu ziehen und Heim zu kommen. Es heißt ja nicht, dass es nicht irgendwann wieder los geht.

Wer weiß für was es gut ist!

Viele denken jetzt vielleicht: Auch ohne Covid-19 hätte den Eltern was passieren können, dann wären sie auch nicht da gewesen, sondern weit weg in Afrika. Das stimmt, aber dann wären noch Flugzeuge geflogen und man hätte wenigstens die Möglichkeit gehabt nach Hause zu kommen. Das wäre jetzt in diesem Fall eventuell nicht mehr gegeben.

Also verabschieden wir uns von unserem finnischen Freund und „Nachbarn“ Oke und fahren mit gemischten Gefühlen Richtung Grenzübergang zu Spanien. Der männliche Teil des Teams ist immer noch nicht ganz symptomfrei, hoffentlich kommen wir nach Spanien rein. Aber an der Grenze ist alles entspannt. Es ist ein kleines Holzhäuschen aufgebaut, 3 Beamte sind vor Ort und haben Mundschutz und Gummihandschuhe an. Die Autodaten werden gleich im Computer vermerkt und wir werden mittels eines Zettels mit deutscher Beschreibung aufgefordert ein Formular in zweifacher Ausfertigung auszufüllen. Da wir nach links von der Fahrbahn halten mussten hat der Beamte den Kontakt zu mir gesucht, ich war näher an ihm dran, so hat er Christians Zustand gar nicht wahrgenommen. Außerdem habe ich ihm kurz vorher noch Lutschpastillen verabreicht, damit er ja nicht anfängt zu husten… Wir unterschreiben auf direktem Weg nach Deutschland zu fahren!

Jetzt gibt es kein zurück mehr.

Die erste positive Überraschung erleben wir, als wir an der Autobahn tanken müssen: der Diesel kostet nur 1,08 Euro der Liter. Das ist ja fast unglaublich. Komisch ist nur, dass wir vorher wissen müssen, für wie viel Euro wir tanken wollen… hmm also kurz abschätzen wie viel Diesel reinpasst und rechnen, Bezahlung nur mit Karte! Am nächsten Tag geht es weiter, die Autobahn kostet zum Glück nichts und ist schön leer. Wir sehen den ersten Schnee auf den Gipfeln.

Genau DAS wollten wir doch nicht mehr…

Am Abend backt der weibliche Teil des Teams noch schnell ein Brot im Omnia Ofen, so müssen wir keinen Kontakt mit einem Fremden aufnehmen.

Der nächste Morgen überrascht uns mit Bodenfrost… Standheizung an, nur leider übersehen wir, dass die Coladosen vorm Heißluft-Auslass liegen.

Wir wechseln uns alle 2 Stunden am Lenkrad ab, so können wir schön Strecke machen. Die Autobahn ist so leer, dass wir Fahrerwechsel ohne anzuhalten machen können… psssst, nicht weiter sagen!

Die Grenze zu Frankreich kommt, Lutschpastillen eingeworfen für den Fall der Fälle. Doch hier ist gar nichts. Das Einzige was sich für uns ändert sind jetzt die Mautgebühren die für uns dazukommen und das nicht zu wenig… An der ersten Mautstelle stehen am Straßenrand lediglich ein Polizeiauto und drei Beamte, welche sich aber überhaupt nicht für irgendwas interessieren. Ok, weiter gehts. Auch hier ist die Autobahn sehr leer, wie in Spanien auch wird an den Anzeigetafeln auf Corona hingewiesen.

An den Autobahnabfahrten sieht man hin und wieder Strassenkontrollen, da die Franzosen ja nur unter bestimmten Voraussetzungen ihre Häuser verlassen dürfen. Das wird hier kontrolliert. Bei einer Kontrolle auf der Autobahn werden wir, nachdem der Beamte das deutsche Nummernschild gesehen hat, gleich durchgewunken. Die Übernachtungen auf den Parkplätzen wirken schon fast idyllisch. Wir stehen so gut wie alleine und man hört Vogelgezwitscher und Froschquaken, fast ein bisschen unheimlich.

Und dann kommt Paris…

So schlimm, wie das alles mit dem Virus ist und auch die Folgen der Ausgangssperre in Frankreich: es war einfach nur ein cooles Gefühl in Paris, teils vierspurig, mit 80 km/h die Stadtautobahn zu fahren. An den Hochhäusern vorbei mit Beule kommt einem das irre schnell vor… und ich hatte nur ein breites Grinsen im Gesicht. Es war nämlich WEIBLICHE Fahrzeit.

Das wird man so schnell wohl nicht mehr erleben ( hoffentlich).

Hinter Paris, an einer Mautstation werden wir dann auch kontrolliert. Ich muss die Pässe vorzeigen, die Daten werden in ein Handy eingegeben. Nachdem ich der Beamtin erkläre, dass wir auf dem Weg in unser Heimatland sind, lässt sie uns weiter fahren.

Die französisch- deutsche Grenze kommt in Sicht. Wir haben viel gelesen und gehört von angeblich strengen Gesundheitskontrollen der Deutschen, also die letzten verfügbaren Lutschpastillen eingeworfen und vorrücken zum Grenzposten. Doch die Enttäuschung ist fast groß. Zwei recht junge Beamte ohne jegliche Schutzkleidung wollen lediglich die Pässe sehen und winken uns mit einem freundlichen „ na dann noch gute Fahrt“ durch.

Wir sind zurück in Deutschland… Hmmm so lange waren wir ja noch gar nicht weg. Hinter der Grenze verlassen wir noch mal die Autobahn und fahren zur Autoreparaturwerkstatt Schuh, da wir Hypoid-Getriebeöl für unser hinteres Differenzial kaufen müssen. Seit Ende Spanien haben wir nämlich Ölverlust am rechten Rad bemerkt.

Ansonsten sind wir überrascht wie viel hier doch auf der Autobahn los ist. Das sind wir nach Spanien und Frankreich gar nicht mehr gewohnt.

Auch die Autobahnanzeigen sind hier normal, da war in den Ländern vorher echt mehr Endzeitstimmung… Fussgänger haben wir seit Tagen auch wieder die Ersten gesehen… Nachdem wir durch die ersten Schneeschauer gefahren sind, kommen wir gegen 18:30 Uhr in Melsungen an. Doch den versprochene Stellplatz auf privatem Grund können wir nicht nutzen, da die Eigentümerin den Pächter nicht informiert hat und wir nun nicht bleiben können. Wir suchen uns einen Platz für die Nacht und wechseln am nächsten Tag auf einen öffentlichen Platz am Sportplatz in der Nähe unserer Eltern. Da auch hier Stellplätze und Campingplätze geschlossen haben, bleibt uns nichts anderes übrig.

Mit einem Zettel am Fenster informieren wir über unsere Situation und hoffen, dass wir stehen bleiben dürfen. Wir werden aber sehr positiv aufgenommen und fremde Personen bieten uns ihre Hilfe an… schön!

So stehen wir nun schon ein paar Tage hier und kaufen mit dem Rad für die Eltern ein.

Wann es weiter geht und wie es weiter geht: ein ganz großes Fragezeichen. Wir wissen es nicht. Wir warten ab und machen das Beste daraus.

Irgendwann WIRD es weiter gehen.

Es hätte alles noch viel Schlimmer kommen können. In diesem Sinne: Bleibt gesund und lasst es euch so gut es eben geht, gut gehen. Euer Beule Team!

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