Abenteuer Windschutzscheibe

Rostvorsorge ist ein ganz spezielles Thema, gerade bei so einem Oldie wie unserem Beule. Am Rahmen der Windschutzscheibe waren nun schon einige Roststellen zu sehen, die nicht mehr so ohne Weiteres beseitigt werden konnten. Der männliche Teil des Teams kam somit auf die Idee, die Windschutzscheibe auszubauen, Rost zu beseitigen, evtl. vorhandene Stellen zu reparieren und dann die Scheibe wieder einzusetzen. Die Zeit ist günstig, da es gerade Windschutzscheiben, wie wir sie benötigen, auf dem Markt im Nachbau gibt. Falls unsere beim Einbau kaputt gehen sollte.

Gesagt getan, die Scheibe ist recht schnell ausgebaut und alles verlief ohne Probleme.

Die angegriffenen Stellen sind nicht ganz so dramatisch wie gedacht, so dass eine Instandsetzung ohne zu schweißen erfolgen konnte.

Und dann kam der Tag des Wiedereinbaus… Die Helfer waren startklar, Vorbereitungen wie einfetten und Schnur in die Dichtung einziehen waren erledigt. Die Scheibe sitzt unten auf dem Rahmen auf, doch der Rest will nicht so recht passen. Wahrscheinlich waren wir einfach zu zaghaft, schließlich wollte keiner die Scheibe auf dem Gewissen haben…

Die folgenden Tage waren zu regnerisch für einen Einbau und so blieben wir eine gute Woche, das Fahrerhaus nur mit einer Plane geschützt, stehen. Nach einigen Ärgernissen viel dann die Entscheidung professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Und hier kam dann Mercedes Benz Classic (www.classic-truck.de) von Werner Dreyer in Alfeld ins Spiel. Durch diverse Ersatzteilbeschaffungen schon durchaus bekannt und immer zufrieden mit der freundlichen, kompetenten Beratung haben wir Freitags angerufen. Durch Glück und Wohlwollen hat man uns noch Montag morgens kurzfristig dazwischen geschoben.

Also haben wir den Sonnenschein am Samstag genutzt und uns auf den ca 50km langen Weg gemacht. Trotz sommerlicher Temperaturen sitzen wir vermummt auf unseren Plätzen, den Mund immer schön geschlossen haltend. Schließlich wollen wir bei Ankunft nicht die ganzen Mücken und Fliegen aus den Zähnen puhlen müssen…

Wir verbringen 2 ruhige Nächte auf dem Grundstück besagter Mercedes Niederlassung und stehen am Montagmorgen um 8.00 Uhr vor dem Werkstatttor. Der erste persönliche Kontakt wird hergestellt, wir machen Späßchen und wir sind uns alle auf Anhieb sympathisch. Der Ernst beginnt!

Um 8:36 Uhr wird die alte Windschutzscheibe mit dem neuen Dichtungsgummi angehoben und vor seine bestimmte Öffnung gebracht. Um diese Uhrzeit wussten wir noch nicht, dass wir um 14:00 Uhr immer noch hier sind…

Alles verläuft wie geplant. Drei Mercedes Mitarbeiter und der männliche Teil des Teams haben die Scheibe innerhalb von nicht mal 30 Minuten an Ort und Stelle. Mit Hilfe der eingezogenen Schnur im Gummi wir die Scheibe auf den Rahmen gezogen und sitzt erst mal fest. Durch Klopfen und Schlagen soll sie noch in die richtige Position gebracht werden, mit einem Haken wird das Gummi nach außen gezogen. Es ist 9:20 Uhr, die Arme schon lahm und die Hände schon taub vom Schlagen, weil die Scheibe sich noch sträubt ganz in die richtige Position zu rutschen, wird ein Sandhammer zu Hilfe geholt. Während bei den menschlichen Akteuren die Kräfte durch die ungewohnte Position und die Kraftaufbringung langsam schwinden, hält der vierbeinige Teil des Teams den wohl verdienten Schlaf…

Das Gummi sitzt, drinnen wie draußen, so wie es sein soll. Lediglich ca 20 cm verhindern, dass wir mit der Arbeit abschließen können. Hier zieht sich das Gummi immer wieder zurück, so dass es nicht richtig gegen den Rahmen dichtet. Bei Regen würde hier dann Wasser eindringen können.

Nach einer kurzen Frühstückspause geht es weiter… Da alles Klopfen und Schlagen nichts hilft, fährt der Mitarbeiter gegen 10:00 Uhr neue Geschütze auf. Es werden kleine Holzkeile, wie sie ein Zimmerer benutzt, zwischen Gummi und Rahmen gesteckt. Somit kann sich die Gummilippe nicht mehr nach Innen ziehen und gibt uns die Hoffnung, dass sie nun auch an der richtigen Stelle verweilt. Es sieht auch alles gut aus… Doch beim Entfernen der Keile kann man richtig zuschauen, wie sich auf dem kurzen Stück das Gummi wieder reinzieht!

Aus dem Krimi wird langsam ein Drama.

Mehrere Versuche und eine Stunde später wird dann zusätzlich zum Sandhammer auch der Gummihammer raus geholt. Der Mitarbeiter gibt echt Alles und vor Allem: er gibt nicht auf!

Eine weitere Stunde vergeht, ohne das wir einen größeren Schritt weiter kommen. Ein Mitarbeiter aus der LKW Werkstatt wird hinzugezogen, doch leider kann er keine konstruktive Hilfe leisten. Er hätte sich vermutlich nicht so viel Mühe gegeben wie unsere Bezugsperson.

Ein vorerst letzter Versuch vor der Mittagspause wird gestartet. Es wird ein etwas dickeres Kabel hinter das Gummi geschoben, um es letztendlich nach außen zu drücken. Doch auch hier rutscht das Gummi nach Entfernen wieder zurück und bleibt nicht dort wo es dichten soll. Etwas entmutigt gehen die Mitarbeiter gegen 12:30 Uhr in ihre wohlverdiente Pause.

Es hat den Anschein, dass das Gummi einfach an der Scheibe immer wieder nach unten rutscht. So versucht der männliche Teil des Teams in der Zwischenzeit mit Hilfe der Holzkeile, Bremsenreiniger und Druckluft, das Fett zwischen Scheibe und Gummi zu entfernen. Das 20cm lange Stück verkürzt sich auf ca 10cm… Aber der Rest zieht sich wieder zurück.

Gegen 13:30 Uhr entscheiden wir alle gemeinsam, dass wir den letzten 10cm mit Scheibendichtmasse auf die Sprünge helfen. Die Masse wird hinter das Gummi gespritzt, verhindert so das Zurückrutschen und dichtet gleich zusätzlich nochmal ab. Gemeinsam befreien wir die Windschutzscheibe vom Fett, die Scheibenwischer werden wieder angebaut und nach einigen anstrengenden, erlebnisreichen Stunden rollen wir gegen 14:00 Uhr aus der Halle…

Unser ganz besonderer Dank geht an Herrn H.. Er hat nicht aufgegeben, er hat gekämpft, sich durchgebissen und dem Schmerz von Muskeln und Fleisch nicht nachgegeben. Und die ganze Zeit über ist er freundlich, nett und hilfsbereit geblieben.

Ein durch und durch sympathischer und kompetenter Mensch!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert