Türkei, wir verspüren einen Hauch von Nordafrika

Wir haben schon einiges über die Türkei gehört und auch gelesen, vor Allem die Freundlichkeit und Herzlichkeit der Menschen sticht hierbei hervor. Unser Start in das für uns neue Land beginnt nicht ganz so freundlich. Eben noch an der griechischen Grenze halten wir mit einer Deutschen, die hier von der EU stationiert ist, einen netten Plausch und dann wird es Ernst. Eine riesige türkische Flagge weht im Wind und ist schon von Weitem zu sehen. Wir fahren durch die großen Bögen hindurch, vorbei an einem Container, wo wir unsere Impfzertifikate auf dem Handy vorzeigen, zum eigentlichen Grenzposten. Am ersten Schalter sind schnell die Einreisestempel in unsere Reisepässen gedrückt. Hauptsächlich geht es wohl um das Datum an dem unsere 90 Tage Aufenthalt in der Türkei beendet sein müssen. Der Beamte macht irgendwelche Zeichen und so steigt der männliche Teil des Teams wieder ein und fährt an… Uuuups. Sogleich wedelt die Dame am zweiten Schalter unwillig mit der Hand und schaut uns böse an. Motor wieder aus, aussteigen und warten. Sie ist noch mit einem anderen Paar vor uns beschäftigt. Wir sind an der Reihe, die Reisepässe werden ihr durch das Schiebefenster gereicht und sofort faucht sie, dass sie nur den Pass vom männlichen Teil haben will! Ok, zum Tee lädt die uns wohl nicht mehr ein. Das Fenster wird wieder zugeschoben und sie hämmert auf ihre Tastatur ein. Zwei männliche Kollegen schauen ihr abwechselnd über die Schulter, vielleicht stimmt sie das ja so negativ. Während sie mit dem Computer beschäftigt ist kommt ein Zollbeamter und möchte in unsere Wohnkabine schauen. Treppe raus, Männer rein, Hund nach vorne… Er lässt sich einige Schränke öffnen, blickt hinein und unters Bett, kurzer Blick in die Toilette und die Frage nach Alkohol. Auch dies ist schnell erledigt, soviel haben wir nicht dabei. Alles wieder zu, Hund wieder nach hinten und da ist auch schon unsere nette Dame mit ihrer Arbeit fertig. Wieder nur ein: ok… Gut, dann fahren wir eben los. Diesmal hält uns keiner davon ab und wir kommen bis zum letzten Tor. Hier wird noch mal der Name und das Reiseziel abgefragt und nach ein paar Verständigungsschwierigkeiten winkt er uns durch.

Wir sind da!

Merhaba Türkei!

Hallo Türkei!

Mit überschreiten der Grenze machen wir einen erneuten Zeitsprung um eine Stunde nach vorn, somit sind wir Deutschland jetzt 2 Stunden voraus. Wir biegen nach rechts ab, fahren am Grenzfluss entlang Richtung Küste. Ein Stellplatz ist schon rausgesucht, wir brauchen Zeit. Der weibliche Teil des Teams tut sich immer schwer mit Veränderungen. Grenzübertritte, neue Sprache und fremde Umgebung verursachen Stress und müssen immer erst ein paar Tage wirken, bevor sie sich wohl fühlt.

Doch schon sehr schnell stellen wir fest, dass wir ja nun nicht mehr in der EU sind und unsere italienische Sim-Karte für die Benutzung des Internets ziemlich viel Geld sehen möchte…

Deshalb brechen wir am nächsten Tag bei Nieselregen nach Keşan auf. Geld abheben, Sim-Karte kaufen und auf der Poststelle den Aufkleber für die Autobahnmaut besorgen. Wir telefonieren nochmals mit unserer Lkw-Versicherung, da wir ja nicht nur den europäischen Teil sondern auch den asiatischen Teil der Türkei bereisen wollen. Ein Missverständnis klärt sich auf, alles ok, wir sollen die Reise genießen! Na dann mal los.

Wir fahren bewusst nicht nach Istanbul, vielleicht kommen wir am Ende unseres Aufenthalts dort vorbei. Unser Weg führt uns direkt nach Süden auf eine Landzunge von der wir mit der Fähre Europa verlassen wollen. Doch zuvor treffen wir uns noch mit Julia und Walter mit Hündin Wilma. Die Drei sind auch mit ihrem Lkw unterwegs. Leider sind ihre 90 Tage Aufenthalt in der Türkei abgelaufen und so können wir uns nur für kurze Zeit treffen. „Kennengelernt“ haben wir uns über Instagram, dann verabredet und Sympathie war gleich vorhandenen. Der Nachmittag am Strand ist durch interessante Gespräche schnell vorbei und wir beschließen die Nacht auf einem Parkplatz zu verbringen.

Walter bekam am Abend 5 Fische von drei Einheimischen geschenkt und nach einem langen Spaziergang verspeisen wir Diese gemeinsam am nächsten Tag. Auch hier vergeht die Zeit viel zu schnell und schon müssen wir uns wieder verabschieden. Danke ihr Drei, schön war es!

Wir ziehen weiter nach Kilitbahir um die Fähre nach Çanakkale zu nehmen.

Wieder an Land sind wir nun in Asien. Der Dritte gemeinsame Kontinent des gesamten Teams!

Bei der Fahrt durch die Stadt kommen wir an einem Modell vom Trojanischen Pferd vorbei. Schon beeindruckend.

Das Wetter ist nicht wirklich schön und so lassen wir Troja rechts liegen und fahren direkt zum Meer. Der männliche Teil des Teams hat einen relativ einsamen Platz rausgesucht und hier verbringen wir die nächsten Tage.

Der weitere Weg führt uns erst einmal an eine Tankstelle. Der Liter Diesel für 13,29 Türkische Lira, umgerechnet beim derzeitigen Kurs ca. 0,85 Euro. Da lacht das Fahrerherz…

Und hier, an dieser Tankstelle, lernen wir das erste Mal türkische Herzlichkeit kennen. Der Chef kümmert sich und bringt uns Kaffee, da das Tanken an einer Pkw Zapfsäule doch etwas länger dauert. Zwei freundliche Türken übernehmen gleich die Übersetzung. Die angestellte Tankwartin lässt uns ausrichten, dass sie unseren Lkw und uns liebt, zum Abschied werden wir noch mit Süßigkeiten beschenkt. Als der weibliche Teil des Teams dann noch die wenigen Brocken türkisch raushaut, waren sie völlig aus dem Häuschen… Mit einem „Güle Güle“ (Auf Wiedersehen/Tschüss) verabschieden wir uns und es wird uns fleißig nachgewunken.

Diese „Polizeiautos“ stehen hier oft an der Straße. Wir fallen regelmäßig darauf herein, da die Beleuchtung auf dem Dach auch funktioniert!

Kurz nach Einreise in die Türkei haben wir uns auf unserer „old school“ Papierkarte ein paar Marker gesetzt. Das sind Orte, die man besuchen kann aber auch nicht muss! Deshalb sind wir jetzt auf dem Weg nach Bergama.

Hier gibt es eine antike Ausgrabungsstätte, Pergamon. Wir nächtigen an einem Stausee und entscheiden dann am nächsten Tag doch lieber Ephesus zu besichtigen. Eine antike Stätte reicht ja auch erst einmal, man muss es ja nicht übertreiben.

Wir sind sehr überrascht, dass wir sehr viele frei lebende Hunde und Katzen hier erleben. Noch mehr überrascht sind wir jedoch, dass diese Tiere von aller Welt gefüttert und versorgt werden. Es gibt ganze Futterstationen. Teilweise liegt soviel Trockenfutter darin, dass die Hunde es gar nicht alles fressen. Auch haben wir schon beobachtet, wie eine Frau eine Dose direkt aus dem Supermarkt draußen geöffnet und verfüttert hat. Gerade Hunde werden hier auch von den Einheimischen angefasst und gestreichelt, verwunderlich deshalb, weil die Bevölkerung ja überwiegend muslimisch ist und hier Hunde als unrein gelten. Ein echter Unterschied zu Marokko und Mauretanien.

Wir steuern auf Izmir zu und sind beeindruckt. Hier wachsen die Hochhäuser die Berghänge hinauf wie Pilze bei den besten Wetterbedingungen. Nichts ist wirklich alt und jede Menge Rohbauten und Neubauten stehen schon am Start… Großstadt, wie wir sie so noch nicht gesehen haben.

Und dann, so surreal wie es nur sein kann, fährt da ein Pferdewagen auf der Standspur einer vierspurigen Straße…

Da ist er wieder, der Hauch Nordafrikas…

Wir legen einen Halt am „HillTown“, einem großen Einkaufszentrum, ein. Da das gesamte Team jetzt schon so viel Angelzubehör an den Stränden gesammelt hat, muss auch eine passende Tasche dafür her. Im Decathlon werden wir fündig und gehen erst mal shoppen. Man bekommt schon fast ein schlechtes Gewissen, wenn man sieht wie günstig die Sachen hier zur Zeit in der Türkei sind.

Bepackt mit unserer „Beute“ verlassen wir die Großstadt,

fahren durch ein nächtliches Selçuk und werden mit dieser Aussicht belohnt.

Zwei Einheimische mit Auto und Moped haben sich ein kleines Feuerchen entzündet und unterhalten uns durch die Wände von Beule mit ihrer türkischen Musik. Das Konzert dauert aber zum Glück nicht zu lange, da es doch recht kalt nachts wird…

Am nächsten Tag brechen wir dann auf um Ephesus zu erkunden…

Aber eins bleibt wie es ist: Wir sind und bleiben Kulturbanausen!

Wir haben uns die „alten Steine“ angesehen, aber nichts dabei gespürt oder verspürt und spätestens bei der ersten Säule die schief aufeinander gesetzt war und bei der mit Beton nachgeholfen wurde, war die Luft beim männlichen Teil des Teams raus!

Die Säule stand ungefähr 100m vom Eingang entfernt!

Wir haben uns, trotzdem oder gerade deshalb, köstlich amüsiert. Der nötige Ernst war bei uns nicht zu finden.

Nichts desto Trotz haben wir viele Bilder geschossen und die Auswahl bekommt ihr jetzt zu sehen.

Puhhh, schon viel gesehen, da muss „Mann“ ein Päuschen machen

Ephesus, auf der Liste abgehakt! Auf geht es zum nächsten Highlight, Pamukkale.

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